Kunstpunkt 158

_dsc0893-2
Adorf Reisen bringt Eröffnungsgäste im Retrobus

… irgendwo in Düsseldorf …

Wie lange es wohl her ist, dass ich mit 3 Mitfahrer(innen) irgendwo hin gefahren bin, wo ich vorher noch nie war? Ich weiß es nicht! Hab ich das überhaupt schon mal gemacht??

Nun mag mancher die Strecke von Gelsenkirchen bis Düsseldorf Eller als mögliche Alltagsentfernung betrachten, jedoch beträgt mein genereller Radius eben selten mehr als 30 Kilometer, im Normalfall sogar weniger. Und ich fahre meist allein oder mit meiner Tochter oder eben nicht selbst, da die durch viele Personen im Auto verursachte Lautstärke und Unruhe im Fahrzeug schon als Mitfahrer extrem anstrengend sein kann und bei mir zu recht zügiger Ermüdung führt. Trotzdem ist der PKW in der Hinsicht oftmals das Mittel der Wahl, denn in Bussen und Bahnen befindet sich im gleichen Zeitraum eine sehr viel größere Menge an Menschen und Lautstärke und auch, wenn ich nicht selber fahren muss, so sind dafür die Anbindungen in NRW eher schlecht und kompliziert und teuer.

So fuhr ich an diesem Wochenende zu der Ausstellung eines Freundes, welcher bisher auch nicht selten stundenlange Bahnexzesse mit unglaublichen Umleitungsszenarien auf sich genommen hat um zu mir ins beschauliche Gelsenkirchen zu gelangen. Ein Mensch, der mir in vielen Dingen recht ähnlich erscheint, Menschen aber auf eine so andere Art und Weise sieht und fotografiert, sodass er über die Intensität der Bilder dem Betrachter völlig neue Sichtweisen eröffnen kann!

Wir begaben uns also mit 4 Frauen, davon alle 4 kunstinteressiert, eine fahrend, eine Kind und 3, die sich länger nicht gesehen hatten zu den Düsseldorfer Kunstpunkten nach Eller und besuchten die sozialdokumentarische Ausstellung Forst von Thomas Klingberg in einer Niederlassung der Diakonietochter renatec.

Das besondere an dieser Ausstellung war nicht nur, dass die Bilder selbst von einem Sozialprojekt handelten, sondern auch, dass sie nicht wie üblich in einer Galerie, sondern am Ort des Geschehens gezeigt wurden. Die von den Mitarbeitern dort sehr ansprechend hergerichtete Ausstellungsumgebung überwand spielerisch die kühle Atmosphäre des weißwandigen Werkbereichs und holte ein Stück Wald zurück in den Raum, was den vielschichtigen Schwarz-Weiß-Fotografien einen viel größeren Realitätsbezug verlieh. Schade war, dass die Protagonisten, welche auf den Bildern in ihrer Tätigkeit fast greifbar erschienen, nach der Eröffnungsrede vom Publikum nicht mehr besonders beachtet wurden. Sie waren Modelle und Umfeldgestalter und haben damit neben ihrer eigentlichen Arbeit einen grandiosen Job gemacht …und .. sie waren als Gastgeber anwesend, das hatte mehr Aufmerksamkeit verdient!

So zeigt sich möglicherweise auch eine Schwierigkeit zwischen Dokumentation und Kunst, zwischen Abbild und Inhalt und Konsum und kann durchaus anregen zur Reflexion!

Beeindruckend war neben den tollen Bildern auch ein spontanes und intensives Statement des anwesenden Autoren Frank Schablewski welcher mit eloquenter Wortwahl ein größeres Bewusstsein für uns selbst in Bezug auf Funktion, Konsum, Ökologie und der Ressource Wald einforderte. Alles in Allem eine sehr gelungene Veranstaltung mit (hoffentlich) zufriedenen Künstlern!_dsc0913

Nachdem uns ein Mitarbeiter dort stolz seinen Arbeitsplatz in der Fahrradwerkstatt vorgestellt hatte mussten wir auch schon wieder los … nie hat man ausreichend Zeit … in der Gegend waren noch weitere Ausstellungen, die sich sicher gelohnt hätten!

… P.S.: falls ihr in der Nähe wohnt und eine Fahrradwerkstatt braucht … die Mitarbeiter dort freuen sich über jeden Auftrag und auch Kaminholz kann man dort erwerben! Und nicht vergessen, die Menschen dort sind stolz auf ihre Arbeit und sie machen sie gut!!